„Übergewicht und Adipositas hat in den Staaten der OECD inzwischen das alarmierende Ausmaß einer Volkskrankheit angenommen“, gibt Dr. Michael Dykta den so genannten Obesity Report der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wieder. „Mittlerweile gelten bundesweit schon rund zwei Drittel der Männer und etwa die Hälfte der Frauen als übergewichtig“, betont der Leiter des Adipositaszentrums Ostallgäu.
Während bei mäßigem Übergewicht häufig noch mit Nahrungsumstellungen und mehr Bewegung gegengesteuert werden kann, ist eine krankhafte Adipositas laut Dykta nur noch selten mit Disziplin und Eigeninitiative in den Griff zu bekommen. „Wir im Adipositaszentrum stehen Betroffenen daher von Anfang an beratend zur Seite – mit einer Fachkoordinatorin und Ernährungswissenschaftlerin“, hebt der Chefarzt für Allgemein-, Viszeral und Adipositaschirurgie hervor. Sollten die konservativen Therapiemöglichkeiten nicht den erhofften Erfolg bringen, kann der Krankheit auch operativ begegnet werden. „Die bariatrische Chirurgie führt erwiesenermaßen zur nachhaltigsten Gewichtsreduktion“, so Dykta weiter, „und kann darüber hinaus auch häufig vorkommende Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus erfolgreich eindämmen.“
Wichtig ist Dykta zu betonen, dass es sich bei Adipositas um eine chronische Krankheit handelt. „Der Körper adipöser Menschen neigt leider auch nach Gewichtsreduktionen immer wieder dazu, das höchst erreichte Maximalgewicht wieder zu erreichen – allen Diäten und sonstigen Anstrengungen zum Trotz“, erklärt Dykta. „Daher müssen sich Patientinnen und Patienten auch nicht für ihre Krankheit schämen, die noch leider viel zu häufig vorkommende Stigmatisierung ist völlig inakzeptabel.“ Die komplette Belegschaft der Klinik Füssen sei deswegen dahingehend sensibilisiert, mit den Betroffenen entstigmatisiert umzugehen, führt der Arzt aus.
Anfang des Jahres stellte eine globale Kommission aus Expertinnen und Experten einen neuen Ansatz zur Diagnose der Adipositas vor. Zusätzlich zum Body-Mass-Index (BMI) werden auch andere Messgrößen für überschüssiges Körperfett zur Beurteilung hinzugezogen. Dazu gehören unter anderem der Taillenumfang oder die direkte Fettmessung. Zudem sind insbesondere Folgeerkrankungen der Adipositas relevant – wie Diabetes mellitus II oder Gelenkprobleme.
Die Kommission führt zwei neue Diagnosekriterien ein, die sich an objektiven Maßstäben der Erkrankung auf individueller Ebene orientieren. Die klinische Adipositas definieren die Experten als chronische Erkrankung, die mit einer anhaltenden Funktionsstörung von Organen allein aufgrund einer bestehenden Adipositas einhergeht.
Bei der klinischen Adipositas geht es also nicht um Menschen mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Die Rede ist von Patienten, die an einer chronischen Erkrankung leiden und somit eine interdisziplinäre medizinische Versorgung benötigen.
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