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06.11.2023

Diabetes-Therapie: Durchbruch durch Digitalisierung

Ein gutes Jahrhundert nach der Entdeckung des Insulins helfen neue technische Entwicklungen Patienten mit Diabetes heute in ähnlich revolutionärer Weise, wie die Experten am Klinikum Kaufbeuren zum Weltdiabetestag am 14. November 2023 erklären.

Oberarzt der Kinderklinik Dr. Volkmar Reschke (rechts) und Oberarzt der Inneren Medizin Dr. Thomas Kehle (links) sind Spezialisten auf dem Gebiet der Kinder- und Erwachsenen-Diabetologie. | © Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren
Oberarzt der Kinderklinik Dr. Volkmar Reschke (rechts) und Oberarzt der Inneren Medizin Dr. Thomas Kehle (links) sind Spezialisten auf dem Gebiet der Kinder- und Erwachsenen-Diabetologie.

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren für enorme Fortschritte bei der Behandlung von Diabetes gesorgt. "Die Messgeräte für Zuhause werden immer kleiner“, betont Dr. Thomas Kehle, „und es gibt Modelle, die etwa den Blutzuckerspiegel kontinuierlich auf dem Smartphone anzeigen." Sie seien kleiner als eine 5-Cent Münze und Patienten könnten sie bis zu 14 Tage am Oberarm tragen, so der der Kaufbeurer Oberarzt für Diabetologie.

Gleiches gelte im Übrigen für durchgehend arbeitende Insulinpumpen. Die neueste Entwicklung laut Kehle ist nun, die beiden Geräte mit Hilfe künstlicher Intelligenz zum sogenannten AID-System zusammenzubringen, wie die Automatische Insulin Dosierung kurz genannt wird. Es handelt sich dabei um einen geschlossenen Kreislauf, bei dem Messgerät und Insulinpumpe miteinander kommunizieren. „Gerade nachts, wenn der Körper ruht, funktioniert das schon sehr gut“, hebt Kehle die positiven Erfahrungen in Kaufbeuren und im Ostallgäu hervor. Tagsüber, wenn die Menschen sich bewegen und essen, sei allerdings noch etwas mehr Initiative der Patienten gefragt. „Dann macht die KI Vorschläge zur Insulindosis auf dem Smartphone“, so Kehle, „die Entscheidung liegt jedoch bei den Patientinnen und Patienten.“

Dr. Volkmar Reschke verdeutlicht die aktuellen Herausforderungen bei der Behandlung von Diabetes. „Es gibt trotz all der bahnbrechenden Entwicklungen der vergangenen Jahre für die Patienten immer noch keinen Urlaub von der Krankheit", hebt der Leitende Arzt der Diabetologie für Kinder- und Jugendliche im Klinikum Kaufbeuren hervor. Erkrankte dürften demnach ihre eigene Therapie nie vernachlässigen. „In der Pubertät und im Übergang ins Erwachsenenalter gibt es oft Schwierigkeiten mit einer guten Diabeteseinstellung“, weiß Reschke. „Aus diesem Grund benötigen die Kinder und Jugendlichen und deren Eltern ein kompetentes Diabetesteam mit Empathie und Einfühlungsvermögen.“

Zwei Diabetesberaterinnen und diabetologisch qualifizierte Ärzte nehmen sich laut Reschke die Zeit, um gemeinsam mit den Betroffenen Schwierigkeiten zu lösen und eine möglichst gute diabetologische Stoffwechseleinstellung zu erreichen. „Ziel ist immer eine möglichst normale Lebensführung ohne Einschränkungen in Kindergarten, Schule und Berufsausbildung“, so der leitende Arzt der Kinderklinik Kaufbeuren. „Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Heranwachsenden all ihre Hobbies und sportliche Aktivitäten weiter betreiben können – gerade, weil sich dadurch mögliche Spätfolgen reduzieren lassen.“