„Regelmäßige Tests der Blutdruckwerte können tatsächlich einen großen Beitrag leisten, einem Schlaganfall vorzubeugen“, betont Professor Martin Hecht. Der Chefarzt der Kaufbeurer Neurologie erklärt, dass jährlich etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall erleiden. Damit ist er die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Sie treten auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird – entweder durch ein verstopftes Blutgefäß oder eine Blutung im Gehirn.
Daher sei es wichtig, die Risikofaktoren wie Cholesterin, Diabetes, Rauchen oder Vorhofflimmern zu kennen und zu kontrollieren, so Hecht. „Zu hohe Blutdruckwerte etwa sind Gift für die Gefäße zum Gehirn und können sowohl die großen Arterien wie die Carotisarterien, aber auch die kleinen und kleinsten Verzweigungen schleichend schädigen“, fährt der Neurologe fort. Dazu kommt laut Hecht, dass viele ihre Blutdruckwerte nicht richtig einschätzen. „Bei vielen Menschen besteht die Auffassung, dass zu hohe Werte ab einem bestimmten Alter üblich seien und nicht bedenklich“, so der Leiter der mit Abstand größten Neurologie im Allgäu. Unabhängig vom Alter sollte der Ruheblutdruck 120/80mmHg betragen. Blutdruckmessgeräte für zu Hause seien mittlerweile günstig und zuverlässig, sodass jeder selber im Alltag messen und die Werte mit dem Hausarzt besprechen kann. Hecht rät zudem zu regelmäßigen Check-ups beim Haus- oder Facharzt: „Alle drei Jahre können sich gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr bei ihrem Hausarzt oder Internisten auf alle Risikofaktoren durchtesten lassen.“
Um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren, ist laut dem Neurologen ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, angemessener körperlicher Aktivität und ausreichenden Ruhephasenenorm wichtig.
Sollte es dennoch Anzeichen eines Schlaganfalls geben, ist eine schnelle Behandlung von großer Bedeutung. Daher ist es laut Hecht wichtig, auf Warnsignale wie plötzliche Taubheit oder Schwäche in Armen oder Beinen, plötzliche Verwirrtheit, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Sehen, starke Kopfschmerzen und Schwindel zu achten. "Wenn Sie solche Symptome bemerken, ist es wichtig, sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, betont er, da eine schnelle Behandlung die Chancen auf eine gute Genesung erheblich verbessern könne. „Es geht um Minuten, daher ist bei Verdacht auf Schlaganfall direkt der Notdienst über 112 zu alarmieren“, so Hecht weiter. Selbst der Kontakt zum Hausarzt sei in dieser Situation ein vermeidbarer Zeitverlust. „‘Time is brain‘ heißt es beim Schlaganfall“, so der Chefarzt, der mit der Kaufbeurer Neurologie über die zertifizierte Stroke Unit eingebunden ist in das Schlaganfallnetzwerk NEVAS. „Das hilft uns enorm bei den regelmäßigen Nachschulungen der Mitarbeitenden, die bei der enormen Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten einfach nötig sind“, betont Hecht.
Laut Hecht müssen in der Neurologie alle Rädchen ineinander greifen, um eine rasche Primärtherapie mit einer guten Überwachung und einer frühen Reha zu verknüpfen. „Für das, was durch rasche Akuttherapie beim Schlaganfall nicht verhindert werden kann, brauchen wir im Nachgang unsere Therapeuten“, so Hecht und nennt neben der Fachpflege auch Logopäden, Ergotherapeuten, das Team der Physiotherapie. „Auch unsere Masseure und Sozialarbeiterinnen sind enorm wichtig, um unseren Patienten nach dem Eingriff ein relativ normales Leben zu ermöglichen.“