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20.01.2021

Wegweisendes Konzept für mehr Kinderärzte in der Region

Der Fachkräftemangel im Bereich der Pädiatrie (Kinder- und Jugendmedizin) nimmt immer mehr zu. Viele Kinderärzte gehen bald in Rente und der Nachwuchs wird dringend benötigt. Um die Ausbildung attraktiver und praxisnaher zu gestalten startet der pädiatrische Weiterbildungsverbund Kaufbeuren nun – wortwörtlich – in die Praxis.

Freuen sich über die gelebte Kooperation - von links: Dr. Volkmar Reschke, Kinderarzt in Kaufbeuren; Dr. Hana Chytkova, Weiterbildungsassistentin zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin; PD Dr. Markus Rauchenzauner, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Kaufbeuren

Seit 2014 arbeitet PD Dr. Markus Rauchenzauner als Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Kaufbeurer Klinikum. Vor zwei Jahren baute er den pädiatrischen Weiterbildungsverbund Kaufbeuren auf, an dem alle Kinderarztpraxen im Allgäu teilnehmen können. „Normalerweise werden die Ärzte bis zur Facharztprüfung ausschließlich im Krankenhaus ausgebildet. Viele vermissen in ihrer Ausbildung die Inhalte der ambulanten Grundversorgung“, erklärt Rauchenzauner das Problem. Mit dem Verbundmodell will Rauchenzauner junge Assistenzärzte frühzeitig für die Arbeit sowohl für die Klinik als auch für die Praxis begeistern. Das könnte künftig mithelfen, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. An dem Konzept und dessen Umsetzung wurde zusammen mit dem Vorstand mehrere Monate gearbeitet und jetzt erfolgreich umgesetzt.

In der Allgemeinmedizin gibt es bereits viele Weiterbildungsverbünde zwischen Kliniken und Hausarztpraxen, jedoch nicht im Bereich der Pädiatrie. „Nun ist es uns gelungen, gemeinsam mit der Praxis Reschke in Kaufbeuren eine Förderung vom Freistaat zu erhalten. Die Praxis und das Klinikum teilen sich erstmals seit 1. Januar 2021 eine Assistentin in Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin“ freut sich der Chefarzt. „Die Innovation ist ja, dass eine Kinderklinik zusammen mit einer Praxis die Weiterbildung auf dem Weg zum Facharzt begleitet. Es ist ein Schulterschluss zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, die leider nach wie vor deutlich getrennt sind. Das ist wegweisend. Und letztendlich gewinnen alle: sowohl Kinder, Eltern, Kliniken, Praxen, Ärzte in Ausbildung und vor allem die Region.“

Auch der Kinderarzt Dr. Volkmar Reschke ist begeistert „Wir glauben, dass eine umfassende Facharztausbildung durch die Praxiserfahrung und das ambulante Lernen zeitgemäßer und vor allem strukturierter ist. Wir setzen ein Ausbildungscurriculum der DGAAP (Deutsche Gesellschaft für Ambulante Allgemeine Pädiatrie) ein. Die jungen Kollegen haben so die Möglichkeit fallbezogen erst Themen zu sehen, zu lernen, dann unter Anleitung selbst zu machen mit dem Ziel am Ende die Behandlung selbstständig auszuführen. Ausgebildete Fachärzte müssen sich das umfangreiche Wissen in der Regel erst sehr mühsam durch externe Fortbildungen aneignen. Durch die Möglichkeiten des Verbunds entsteht nun ein breites Profil mit fundierten Einblicken in verschiedene Bereiche der Pädiatrie.“

Die Weiterbildungsassistentin zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Frau Dr. Hana Chytkova befindet sich im letzten Jahr ihrer Ausbildung und arbeitet seit Anfang Januar zu 50 Prozent ihrer Zeit im Klinikum Kaufbeuren und die restliche Zeit in der Praxis von Dr. Reschke. „Ich habe mich sehr über diese Möglichkeit gefreut und lerne so viel wie keiner meiner Kollegen aus dem Studium. Da sind schon einige neidisch. Der große Vorteil ist, dass ich aufgrund der Kooperation nicht nur beide Bereiche kennenlerne, sondern die Ausbildung auch sehr strukturiert ist, das gibt es so nicht überall. Und manch kleiner Patient kommt ja von der Praxis in die Klinik oder umgekehrt, mit meiner zusätzlichen Erfahrung kann ich so an beiden Seiten noch besser helfen.“

Mit dem Verbundmodell will der Chefarzt dabei helfen, offene Kinderarztstellen leichter zu besetzen. „Es gibt immer mehr interessierte Praxen und das Projekt wird auf jeden Fall weitergeführt. Die nächste Bewerbung läuft bereits“, so Vorstandsvorsitzende Ute A. Sperling. PD Dr. Rauchenzauner ergänzt, „Dieses Konzept ist richtungsweisend in der Ausbildung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen und erhöht die Attraktivität des Standortes ungemein.“