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04.05.2021

Petition Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) am Standort Kaufbeuren

Unzumutbare Wartezeiten, lange Anfahrtswege, folglich eine Unterversorgung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in der Region: Der Bedarf an Facharztleistungen in unserer Region ist hoch. Ein Sozialpädiatrisches Zentrum vor Ort, in dem interdisziplinär und ambulant die Versorgung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen stattfinden könnte, wäre die Lösung.

Seit Jahren bemühen sich die Lebenshilfe Ostallgäu, die als Elternvereinigung die Belange von Menschen mit einer Beeinträchtigung vertritt zusammen mit dem Klinikum Kaufbeuren darum, ein solches Zentrum in Kaufbeuren zu realisieren. Nun stocken die Verhandlungen mit dem Zulassungsausschuss, der paritätisch mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen besetzt ist. Denn dieser Zulassungsausschuss hat die Errichtung eines Sozialpädiatrischen Zentrums in Kaufbeuren in erster Insanz abgelehnt.

„Im Prinzip ist es im Hinblick auf einen Facharzttermin besser, wenn schon vor der Geburt eines Kindes die Diagnose vorliegt oder es Komplikationen in der Schwangerschaft gibt.“ Eine nüchterne Schlussfolgerung von Susanne Sigva, Mutter von vierjährigen Zwillingen, die als Extremfrühchen in der 24. Schwangerschaftswoche geboren wurden und die dringend seit der Geburt auf Facharztleistungen angewiesen sind. Denn im Schnitt warten Eltern im Ostallgäu derzeit bis zu 16 Monate auf einen Facharzttermin, wenn der Kinderarzt Diagnosen im Bereich von Entwicklungsstörungen, Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten oder seelischen Störungen stellt. Und dann müssen sie weite Fahrstrecken bis zu einem der nächsten SPZs in Augsburg oder Memmingen in Kauf nehmen. Susanne Sigva hat ihre Kinder bereits in einer Fachklinik in München zur Welt gebracht und wurde von dort aus direkt an Fachärzte verwiesen. „Da hatten wir Glück, wenn wir das in diesem Kontext so sagen können. Die meisten Familien hier in der Region werden völlig allein gelassen. Gerade dann, wenn Diagnosen erst im ersten oder zweiten Lebensjahr gestellt werden und eigentlich sofort eine Therapie beginnen müsste.“

In dieselbe Richtung positioniert sich auch die Lebenshilfe Ostallgäu deutlich, die als Elternvereinigung die Belange von Menschen mit einer Beeinträchtigung in allen Lebensphasen vertritt. „Rein rechnerisch besteht im Bezirk Schwaben ein Bedarf von 4,1 SPZ, aktuell gibt es aber lediglich zwei,“ beschreibt Wolfgang Neumayer, 1. Vorsitzender der Lebenshilfe Ostallgäu, die alarmierende Situation. Die Versorgungssituation sei aufgrund der extremen Wartezeiten schlichtweg katastrophal, eine vorliegende Unterversorgung hätte für die Patienten und ihre Familien nicht absehbare und besorgniserregende Negativfolgen. Das Erfordernis für ein weiteres Sozialpädagogisches Zentrum liege auch deswegen vor, weil Entfernungen zu den bestehenden SPZs in der Region für die Familien unzumutbar seien. Viele Familien müssen derzeit wöchentlich mehrmals weite Fahrstrecken für Therapie und ambulante Maßnahmen in den SPZs Augsburg und Memmingen auf sich nehmen „Und gerade vor diesem Hintergrund ist es für uns überhaupt nicht nachvollziehbar, warum ein Bedarf für das beantragte SPZ am Klinikum Kaufbeuren nicht gegeben sein soll,“ macht Neumayer sein Unverständnis über die stockenden Verhandlungen mit den Zulassungsausschuss deutlich.

Auch die niedergelassenen Fachärzte in der Region befürworten ein solches Sozialpädiatrisches Zentrum am Standort Kaufbeuren ausdrücklich. „Hier haben wir die volle Zustimmung, sogar das vorhandene SPZ in Memmingen spricht sich klar für ein weiteres SPZ hier in Kaufbeuren aus,“ beschreibt Prof. Dr. Markus Rauchenzauner, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Kaufbeuren, die eindeutige Präferenz für ein SPZ am Klinikum in Kaufbeuren.

Die Lebenshilfe Ostallgäu und die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren gehen rechtlich in die Berufung. Um in den Stillstand der Verhandlungen Bewegung zu bekommen, hat die Lebenshilfe Ostallgäu zudem eine Petition gestartet. Unterstützer können online für ein Sozialpädiatrisches Zentrum in Kaufbeuren abstimmen. Ebenso liegen Unterschriftslisten in den Einrichtungen der Lebenshilfe, dem Klinikum in Kaufbeuren, bei Kinderärzten und in vielen Kindergärten in der Region aus. „Wir agieren hier stellvertretend für die vielen Familien in der Region, die von diesem Versorgungsengpass betroffen sind,“ begründet Wolfgang Neumayer den Schritt in die Öffentlichkeit. Es sind Familien wie die Sigvas, denen durch ein wohnortnahes Facharztzentrum am Klinikum Kaufbeuren deutlich schnellere Hilfen bereitgestellt werden können.