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02.07.2020

„Ein Mini-Kraftwerk in der Hauptschlagader“: Implantierbare Herzpumpe kann Leben retten

Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen weltweit noch immer die Liste der häufigsten Todesursachen an. Gleichzeitig kann die Medizin immer besser einschreiten. Am Klinikum Kaufbeuren ist seit Kurzem ein neuer kardiologischer High Tech-Eingriff möglich: Eine implantierbare Herzpumpe unterstützt bei bestimmten Patienten zeitweise die Herzleistung und kann dabei entscheidend zum Therapieerfolg beitragen.

Herzinfarkt-Patienten erhalten eine Herzkatheter-Untersuchung, bei der das verschlossene Gefäß wieder eröffnet und mit Gefäßstützen, so genannten Stents, versorgt wird. „War es ein größerer Infarkt, kann die Pumpleistung erstmal ziemlich eingeschränkt sein,“ weiß Dr. Markus Riedl, Kardiologe am Klinikum Kaufbeuren. „Der Herzmuskel ist sozusagen etwas beleidigt – kann sich aber eventuell erholen.“ Um eine solche Phase akuter Herzschwäche zu überbrücken, kommt nun eine kleine implantierbare Herzpumpe zum Einsatz, die gleich während der Katheter-Prozedur eingebracht wird: „Sie besteht aus einer dünnen Röhre, in der ein winziger Propeller rotiert, und zwar 50.000mal pro Minute,“ so der Oberarzt.

Die Kardiologen der Abteilung unter Leitung von Chefarzt PD Dr. Marcus Koller platzieren die Pumpe über den Katheter-Zugang an der Leiste direkt an der Herzklappe, so dass ein Teil in die Herzkammer ragt und dort Blut ansaugt. Der andere Teil endet in der Hauptschlagader (Aorta) und schiebt das Blut dort weiter. Riedl: „Das Gerät nimmt dem Herzmuskel wie ein Mini-Kraftwerk einen Teil der Arbeit ab, so dass er sich etwas ausruhen kann.“ Ein Spaziergang für die Patienten sei das aber nicht, so der Arzt, und auch keine Dauerlösung, wie man es z.B. von Herzschrittmachern kennt: „Die Patienten sind in der Zeit intensivmedizinisch betreut. Aber die Ergebnisse sind überzeugend: In den meisten Fällen regeneriert sich die Pumpleistung nach ein paar Tagen soweit, dass wir das Gerät wieder entfernen können.“

Darüber hinaus komme die Herzpumpe auch vorbeugend zum Einsatz, berichtet der Mediziner: „Ist der Herzmuskel von vornherein sehr geschwächt, kann schon das Legen einer Gefäßstütze riskant sein. Denn während des Eingriffs kann es vorübergehend zu einer Verschlechterung des Kreislaufs kommen. Bei betagten oder vorerkrankten Patienten platzieren wir deshalb die Pumpe bei Bedarf unterstützend während der Prozedur und entfernen sie am Ende gleich wieder.“ Die Mediziner tricksen das Herz durch die Entlastung also ein wenig aus – und ermöglichen damit lebensrettende Maßnahmen auch im hochriskanten Umfeld.

 

Bildnachweis: Abiomed