„Zunächst einmal“, betont Dr. Hildegard Kees-Kautzky, „steht bei der Behandlung jeder Patientin und jedes Patienten immer die bestmögliche Therapie im Vordergrund.“ Das oberste Ziel ist laut der Anästhesistin stets die Genesung. Ob jemand als Organspenderin oder -spender in Frage kommt, spiele dabei keinerlei Rolle. „Erst wenn trotz aller medizinischen Maßnahmen schwerste Hirnschäden zum Hirntod führen, stellt sich die Frage, ob eine Organspende gemäß dem Wunsch des Patienten möglich ist“, so die Kaufbeurer Oberärztin.
Eine Organspende wird jedoch laut Kees-Kautzky erst dann in Erwägung gezogen, wenn zwei erfahrene, voneinander unabhängige Fachärzte den unumkehrbaren Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen bestätigt haben. Zweite Voraussetzung ist die Zustimmung zur Organentnahme. „Die eigene, selbstbestimmte Entscheidung ist wichtig“, erklärt Kees-Kautzky, die bereits am Klinikum Großhadern an zahlreichen Transplantationen beteiligt war. „Sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Menschen, die uns nahestehen – und natürlich für die Patientinnen und Patienten, die dringend auf ein Organ warten.“ Leider haben diese Entscheidung laut der Ärztin zu viele Menschen noch nicht getroffen.
Dabei stehe die niedrige Zustimmungsrate zur Organspende im deutlichen Widerspruch zu den Ergebnissen, die aus Umfragen zur Einstellung der Bevölkerung stammen, so Kees-Kautzky weiter. Laut der jüngsten veröffentlichten Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit, BIÖG, stehen 85 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger einer Organ- und Gewebespende eher positiv gegenüber.
„Egal, ob durch einen klassischen Organspendeausweis, im 2024 eingeführten Online-Register oder im Rahmen einer Patientenverfügung – entscheidend ist, sich im Vorfeld bewusst mit der Thematik auseinanderzusetzen“, rät die Medizinerin daher. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr eine klar dokumentierte Entscheidung Angehörige in solch einer belastenden Situation entlasten kann.“
In Deutschland stehen etwa 8200 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, dem standen 2024 bundesweit 953 Organspender und –spenderinnen gegenüber. Jährlich sterben zahlreiche Patienten, weil nicht rechtzeitig ein passendes Spenderorgan gefunden wurde. Auch wenn rund 85 Prozent der Bevölkerung laut repräsentativer Umfragen einer Organspende positiv gegenüber stehen, besitzen nur knapp 40 Prozent tatsächlich einen Organspendeausweis.
Den kostenlosen Organspendeausweis gibt es bei vielen Apotheken, Hausärzten, den Krankenkassen oder direkt auf www.organspende-info.de. Auf der Website kann man sich den Organspendeausweis auch direkt herunterladen und ausdrucken. Alle Informationen zum neu veröffentlichten Organspende-Register finden sich auf www.organspende-register.de