Das Brustkrebszentrum Kaufbeuren freut sich für die Patientinnen, die von der schonenderen Alternative profitieren.
Mit bundesweit rund 70.000 Neuerkrankungen im Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Viele fürchten sich vor dieser Diagnose, doch die Heilungschancen stehen sehr gut. „Wenn auch die häufigste, so ist Brustkrebs in der Regel nicht die gefährlichste Krebsart. Wird der Tumor frühzeitig entdeckt und ist dementsprechend klein, gibt es eine Heilungschance von über 90 Prozent“, so die Chefärztin der Frauenklinik Kaufbeuren und Leiterin des Brustkrebszentrums Dr. Daniela Dieterle. Das Spezialgebiet der 48-Jährigen ist die Brustchirurgie - sie ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Senior-Mamma-Operateurin gelistet, ein Zertifikat, das besonders erfahrenen Medizinern vorbehalten ist. „Wir versuchen wann immer möglich brusterhaltend zu arbeiten, was mittlerweile bei über 80% der Patientinnen der Fall ist“, so die Chefärztin.
Während der Brustkrebsoperation wird neben dem Tumorgewebe auch der sogenannte Wächter-Lymphknoten entfernt, anhand dessen Stadium und Streuung der Krebserkrankung bestimmt werden. „Es verlaufen zahlreiche Lymphgefäße durch die weibliche Brust, die mit dem Lymphsystem des Körpers verbunden sind. Eine wichtige Frage beim Kampf gegen einen Tumor ist immer, ob und wie weit die Lymphknoten betroffen sind. Der Wächter-Lymphknoten ist der erste Lymphknoten, in dem sich Krebszellen vom ursprünglichen Tumorherd am ehesten ausbreiten“, erläutert Dr. Dieterle. Anhand von Gewebeschnitten des Wächter-Lymphknotens kann entschieden werden, ob noch weitere Lymphknoten entfernt werden müssen oder nicht. Befinden sich im Wächter-Lymphknoten keine Krebszellen, kann auf die Entnahme der übrigen Lymphknoten aus der Achselhöhle verzichtet werden, was weitere Risiken für die Patientin erspart wie Bewegungseinschränkungen, Taubheitsgefühl oder ein Lymphödem.
Aber welcher der zahlreichen Lymphknoten in Brust und Achselhöhle ist der Wächter-Lymphknoten? „Bisher wird vor der Operation eine schwach radioaktive Lösung (Tracer) durch einen Nuklearmediziner in die Brust injiziert“, erklärt die Chefärztin. Anschließend wandert der Tracer über die Lymphgefäße zum ersten Lymphknoten, dem Wächter-Lymphknoten, welcher so während der Operation lokalisierbar ist. Aufgrund der Halbwertszeit der radioaktiven Substanz erfolgt dieser Eingriff einen Tag vor der geplanten Operation.
Seit Anfang Mai wendet das Brustkrebszentrum Kaufbeuren eine alternative und schonendere Methode an. Diese medizinische Innovation bietet nach Einschätzung der Leiterin viele Vorteile für die Patientinnen und das Behandlungsteam. „Statt Radioaktivität werden magnetische Nanopartikel eingesetzt, die den Wächter-Lymphknoten einfacher und optimaler markieren und lokalisieren. Zusätzlich gelingt eine optische Verifizierung durch eine bräunliche Verfärbung des Lymphknotens. Dadurch verkürzt sich die OP-Zeit, da wir den Lymphknoten schneller und sicherer finden und präziser entfernen können.“ Das Klinikum Kaufbeuren ist eines der ersten Kliniken in Deutschland, welches das neue magnetische Lokalisierungssystem anbietet. „Für uns eröffnen sich nun ganz neue Perspektiven. Wir setzen die Patientin nicht mehr der Strahlenbelastung aus“, freut sich die Gynäkologin.
Die Patientinnen sparen sich außerdem zusätzliche Wege und Wartezeiten vor der Operation. Der prästationäre Aufenthalt verkürzt sich deutlich und gestaltet sich für die betroffenen Frauen wesentlich entspannter. Die Markierung kann kurz vor der eigentlichen OP oder bis zu sieben Tage vor der Operation erfolgen. „Wir können so den OP-Zeitpunkt sehr flexibel mit unseren Patientinnen planen. Auch können wir die Injektion dank des neuen Verfahrens selbst vornehmen“, hebt Dieterle die Vorteile hervor. „Die Sicherheit der Patientin ist durch entsprechende Studien belegt, die eine Detektionsrate auf gleichem Niveau wie beim bisherigen radioaktiven Verfahren zeigen und das neue Verfahren birgt nachweislich kein Risiko einer allergischen Reaktion.“
Die Entscheidung ob die radioaktive oder magnetische Methode angewendet werden soll trifft letztendlich die Patientin, die über beide Methoden aufgeklärt wird. „Generell bekommt jede Patientin bei uns einen individuell abgestimmten Behandlungsplan. Ein chirurgischer Eingriff ist dabei nur eine der Säulen in der Krebsbehandlung“, so Dieterle. Im Brustkrebszentrum laufen alle Fäden aus Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge zusammen. Angeboten wird eine hochqualifizierte Rundumversorgung durch ein interdisziplinäres Expertenteam, das nach strengen Qualitätsleitlinien behandelt und im Rahmen einer wöchentlichen Tumorkonferenz immer eine auf jede einzelne Patientin passende Therapie entwickelt.
Infokasten Brustkrebszentrum Kaufbeuren:
Das Brustkrebszentrum Kaufbeuren ist seit 2005 von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie zertifiziert. Damit wird die Umsetzung der von diesen Fachgesellschaften entwickelten Leitlinien gewährleistet und die Arbeit unterliegt jährlichen Prüfungen durch externe Überwachungsgremien. Die für Patientinnen freiwillige Teilnahme an nationalen und internationalen wissenschaftlichen Studien trägt zur optimalen Versorgung von Betroffenen sowie zur ständigen Verbesserung der Behandlungskonzepte bei. Mehr Informationen gibt es unter www.brustkrebszentrum-allgaeu.de, Telefon: 08341-422002, Mail: frauenklinik@kliniken-oal-kf.de