„Die Überlebenschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind heutzutage stark verbessert“, betont Prof. Helmut Diepolder, „sofern er früh genug diagnostiziert wird.“ Der Chefarzt der Medizinischen Klinik I mit Schwerpunkt auf Innere Medizin und Gastroentrologie warnt vor zu langem Warten trotz Beschwerden. "Gerade bei allgemeinen Symptomen wie einem Leistungsknick oder unspezifischen Bauch- bzw. Verdauungsbeschwerden sollte ein möglicher Tumor am Pankreas abgeklärt werden", so der Leiter des Kaufbeurer Darmkrebszentrums weiter. Dadurch könnten Heilungschancen erhalten werden. Blut- und Ultraschalluntersuchungen lieferten erste Hinweise. „Gehen Sie frühzeitig zu Ihrem Hausarzt, damit er bei einem entsprechenden Verdacht unser Zentrum kontaktieren kann“, appelliert Diepolder. „Gerade in Corona-Zeiten, in denen viele Menschen spät zum Arzt gehen.“
Sein Kollege Prof. Stefan Maier bestätigt die Heimtücke von Krebs an der Bauchspeicheldrüse. „Wenn der Tumor schmerzt, ist die Krankheit meist schon weit fortgeschritten.“ Der Chefarzt für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie beschreibt die Herausforderungen bei der Therapie von Pankreaskrebs – immerhin zählt eine Operation der Bauchspeicheldrüse mit bis zu sechs Stunden zu den größten Eingriffen in der Bauchchirurgie: „Heikel ist dabei, dass viele lebenswichtige Gefäße in der Nähe liegen und der Bauchspeicheldrüsensaft sehr aggressiv ist“, erklärt der stellvertretende Leiter des Darmkrebszentrums. „Um weitere Komplikationen zu vermeiden, führen wir dieses Sekret mit einer speziellen Drainage ab, bis die Narben verheilt sind.“
Zur Versorgung gehört laut den beiden Chefärzten am Klinikum Kaufbeuren natürlich auch die Nachbehandlung in Form von Chemotherapie und/oder Bestrahlung. „Diese Instrumente können einen Tumor nicht nur zurückdrängen“, so Diepolder, „sondern gemeinsam mit der OP die Heilungschancen deutlich erhöhen.“ Es habe sich ein Behandlungsmix etabliert, bei dem zahlreiche Fachleute verschiedener Disziplinen in der Tumorkonferenz die entsprechende Therapie festlegen. Maier ermutigt daher auch die Hausärzte zu erhöhter Sensibilität. „Patienten können in Verdachtsfällen gerne großzügig zur Abklärung geschickt werden", betont der Chirurg, „Dann können wir inzwischen medizinisch viel tun.“